Aus einem Corsa macht man keinen Ferrari
Der Hovawart soll aufpassen! Aber bitte nur, wenn wir nicht zu Hause sind.
Der Border Collie soll sportlich und spritzig das Bällchen fangen! Aber bitte nicht die Kinder in die Waden beißen.
Der Jack Russell Terrier darf ordentlich Energie haben! Aber hören muss er immer.
Den
Dackel holt man sich, weil man Hund mit einem eigenen Kopf mag! Aber
doch bitte nicht, wenn er dem Kaninchen hinterher steigen will.
Und
der Malteser soll natürlich nur Augen für seine Besitzer haben! Doch
selbstverständlich muss er 10 Stunden allein bleiben können, wenn die
arbeiten.
Wir Menschen haben Hunde 1000e von Jahren für bestimmte
Arbeiten gezüchtet, darauf selektiert, also immer wieder Hunde
miteinander verpaart, die genau die Eigenschaften hatten, die wir
brauchten, damit sie uns im Alltag unterstützten.
Bei beim Hüten der
Schafe, beim Begleiten von Kutschen, beim Stellen von Löwen, beim
Hetzen von Gazellen, dabei raubzeugscharfes Wild aus engen Erdgängen zu
sprengen, dabei Haus und Hof vor Fremden zu beschützen, sich besonders
eng an uns zu binden, Herden auf ihren Wanderungen zu begleiten und
niemand, weder Tier noch Mensch, der Unbekannt war auch nur in die Nähe
zu lassen, die Ställe und den Hof frei von Ratten und anderem Ungeziefer
zu halten oder auch sich gegenseitig, Bären, Bullen etc. in der Arena
zu bekämpfen und vieles mehr.
All das haben wir in 1000en von Jahren in ihrer Genetik hinterlegt.
Der Hund war immer wichtig! Er war ein Begleiter, Beschützer, Bewacher, Treiber, Jäger, Gefährte... und so vieles mehr... aber er war nie ein Kindersatz, ein Partnerersatz, ein Lebensgefährte. Diese wichtigen Positionen kann und will kein Hund bekleiden. Sind sie doch mit so viel Verantwortung verbunden; mentaler, psychischer, emotionaler.
Und
doch sollen sie seit einigen Jahren genau das und nur das sein. Ohne
bitte ihr genetisches Potential auszupacken aber auch ohne, dass wir
ihnen helfen, dass Selbiges eingepackt bleibt.
Wenn
ich mir einen Opel Corsa kaufe, dann weiß ich, dass ich mit dem nicht
mit 300 Sachen über die Autobahn fliegen kann. Anders, als wenn ich mir
einen Ferrari kaufe. Und dass der Ferrari in der Stadt lieber nicht
ausgefahren wird, weiß ich auch.
Erstaunlich finde ich, dass es bei
Hunden nicht aus so klar ist. Man wundert sich, wenn der Weimaraner
jagt, der Kaukase irgendwann Besucher tackert, der Bichon nicht einfach
so ohne Training stundenlang alleine bleiben kann und der Dt.
Schäferhund andere Hunde angeht.
Was soll Dir dieser Text sagen?
Wenn
Du Dir einen Hund anschaffen möchtest, dann schaue sehr genau auf seine
geschichtliche Verwendung und frage Dich, was das evtl. für
Verhaltensweisen mit sich bringt und ob Du mit diesen leben könntest?
Wenn die Antwort NEIN lautet, gibt es zwei Möglichkeiten:
1.
Entscheide Dich für eine andere Rasse, die besser zu Dir passt. Denn
sein wir mal ehrlich; gehst Du ins Tierheim, wird dort kein Hund sitzen,
weil die Besitzer ihn plötzlich hässlich finden, das Aussehen also
nicht so ist, wie mal geplant. Die meisten sitzen dort, weil das
Verhalten nicht mehr passt.
2. Melde Dich mit Deinem Welpen bei mir.
Ich erkläre Dir a. was auftreten könnte und welches genetische
Potential Dein Hund mitbringt und b. wie Du dafür sorgen kannst, dass es
eben nicht auftritt oder managebar ist. Denn abtrainieren, kann man es
nicht!
Und das Nächste, was Dir dieser Text sagen soll ist, dass
ich aus einem Opel Corsa keinen Ferrari machen kann und aus einem Cane
Corso keinen Golden Retriever!